August 01, 2012
Kaderschmiede China
Es ist schon erstaunlich wie sich die Nachrichten waehrend Olympia haeufen, die sich mit der chinesischen Form der Talentfoerderung und -ausbildung beschaeftigen.
Zugegeben, die juengsten Resultate chinesischer Athleten bei Olympia sind atemberaubend wenn nicht sogar beaengstigend. Wie schafft es eine Jugendliche (16 Jaehrige) konkurrenzlos schnell zu schwimmen. Das ist schon wahnsinn. Bei all dem Brimborium faellt auch gar nicht der Gewinn einer Goldmedaille einer 15! Jaehrigen Litauerin ins Gewicht. Alle sprechen nur von und ueber die Chinesen. Ist das Neid? Ist etwa wirklich Doping mit im Spiel?
Ich habe keine Antworten darauf. Auf Grund meiner eigenen Erfahrungen mit und in China kann ich nur konstatieren, dass der Leistungsdruck in der Gesellschaft (und dadurch auch im Sport) bei den Chinesen derart, gar abartig hoch ist. Dies fuehrt nicht selten zu sozialen Unruhen oder Spannungen. Die Kinder werden von klein auf darauf vorbereitet, dass sie es sein werden/muessen, die spaeter fuer ihre Eltern (finanziell) aufkommen werden. Lernen, lernen und nochmals lernen heisst die Devise. Der Konkurrenzdruck unter den aber Millionen Chinesen einen der heiss begehrten Studienplaetze an den renommierten Hochschulen des Landes zu bekommen ist immens. Jaehrlich im Herbst finden die zentralen und einheitlichen Uni-Eignungspruefungen statt. Nicht jeder meistert diese Huerde und nicht selten nehmen sich die heranwachsenden Chinesen, die die Pruefung nicht bestehen, das eigene Leben, da die Schmach und der Gesichtsverlust vor der eigenen Familie zu gross ist.
Der Druck ist im Leistungssport nicht wesentlich geringer. Wahrscheinlich herrschen da noch qualvollere Methoden als in dem Schulbeispiel. Die Onlineausgeb des Spiegels hat zu diesem Thema einen Beitrag gebracht, in dem ich dieses Bild gefunden habe, was fuer mich viel ueber die Zustaende in China sagt:
Hier kommt nur der durch, der sich gegen all die anderen durchsetzen kann. Survival of the fittest habe ich mal im Biounterricht gehoert gehabt. Ja, so ist das hier im ganzen Land. Opportunismus wo man nur hinsieht. Zugegeben diese Darstellung mag einen gewissen Grad an Subjektivitaet haben, gibt es doch opportunistische Verhaltensweisen ueberall auf der Welt, was sehr wohl stimmen mag. Ich kenne nun China deutlich mehr als 2 Jahre und ich bekomme allerdings das Gefuehl nicht los, dass man den Chinesen die eigene opportunistische Grundhaltung sprichwoertlich von den Lippen ablesen kann, wohingegen das eventuell in der westlichen Kultur, in der ich aufgewachsen bin bzw erzogen wurde nicht so offensichtlich ist.
Dass Chinesen als fleissige Bienchen gelten, dort wo es viel zu holen ist, ist generell bekannt. Insofern zolle ich im Falle von Olympia der chinesischen Olympiamannschaft auch meinen Respekt vor ihrer Leistung, nur haben sie dafuer teilweise einen hohen Preis gezahlt, naemlich ihr eigenes Leben aus den eigenen Haenden gegeben.
Posted by Claudio at August 1, 2012 12:17 PM